Rauchstopp mit der E-Zigarette – was sagt die Wissenschaft?

Rauchstopp mit der E-Zigarette – was sagt die Wissenschaft?

Die Rolle der E-Zigarette beim Rauchstopp wird von Forschergruppen weltweit viel Beachtung geschenkt und das Wissen in diesem Gebiet nimmt immer weiter zu. Wie sicher sind E-Zigaretten? Wie effektiv sind sie? Welche Vorteile haben sie? Hier haben wir für dich zusammengefasst, was der Stand der Wissenschaft ist.
Die Erfolgsformel für den Rauchstopp in 2024 Du liest Rauchstopp mit der E-Zigarette – was sagt die Wissenschaft? 5 Minuten Weiter Wie kann mir die E-Zigarette beim Rauchstopp in helfen?

Raucher:innen, die sich vornehmen, mit dem Rauchen aufzuhören oder weniger Tabak zu konsumieren, greifen häufig zur E-Zigarette – oftmals mit Erfolg. Für einen erfolgreichen Rauchstopp muss aber berücksichtigt werden, dass zusätzlich angelernte Verhaltensmuster geändert werden müssen. Der Verhaltenstherapie kommt bei der Raucherentwöhnung daher eine wichtige Bedeutung zu.

Wie kann mir die E-Zigarette beim Rauchstopp helfen?

Nikotinhaltige E-Zigaretten können dabei helfen, den Rauchstopp erfolgreich zu meistern. Sie führen im Vergleich zu gängigen Zigaretten zu einer geringeren Schadstoffbelastung im Körper. Zudem können sie gefürchtete Entzugserscheinungen lindern. Zur Wirksamkeit und Sicherheit liegen auch bereits vielversprechende Daten vor. 

E-Zigaretten – die am häufigsten genutzte Methode zur Raucherentwöhnung in Deutschland

E-Zigaretten sind eine beliebte Methode beim Rauchstopp. Das zeigt die „Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“ (DEBRA). Die Studie untersuchte, inwiefern die Tabakkontrollmaßnahmen in der Bevölkerung umgesetzt werden und liefert bislang fehlende Daten zu Schlüsselindikatoren des Rauchverhaltens sowie zum Konsum neuer Produkte wie E-Zigaretten.

Methodik: Im Abstand von jeweils zwei Monaten wird eine repräsentative Stichprobe von ca. 2000 Personen im Alter von 14 Jahren oder älter deutschlandweit befragt. Es wurden Daten von 12.273 Personen aus sechs Wellen (Juni/Juli 2016 bis April/Mai 2017) berücksichtigt.

Ergebnisse:

  • 28,1% der Raucher:innen hatten im letzten Jahr einen Rauchstoppversuch unternommen. Die am häufigsten genutzte Methode – abgesehen von der Nutzung der eigenen Willenskraft und des sozialen Umfelds – war die E-Zigarette mit oder ohne Nikotin (9,1 %).
  • Die am häufigsten genutzte evidenzbasierte Rauchstoppmethode war eine ärztliche Kurzberatung (6,1 %). 7,0 % der Befragten nutzten mindestens eine pharmakologische Methode (z.B. Nikotinpflaster), um mit dem Rauchen aufzuhören.

Expertenmeinung: „E-Zigaretten sind 95% weniger schädlich“

2015 wurde von Public Health England (PHE) eine unabhängige Untersuchung veröffentlicht, die das Ziel hatte, die zu dem Zeitpunkt aktuelle Studienlage zur E-Zigarette zu evaluieren und die Evidenz zu prüfen. Heraus kam, dass E-Zigaretten wesentlich weniger gesundheitsschädlich sind als Tabak. Den Wissenschaftler:innen zufolge haben sie das Potenzial dazu, Raucher:innen dabei zu helfen, mit dem Rauchen aufzuhören.

Ergebnisse:

  • Experten:innen schätzen, dass E-Zigaretten rund 95% weniger schädlich sind als das Rauchen von herkömmlichen Zigaretten.
  • Fast die Hälfte der Bevölkerung (44,8%) weiß nicht, dass die elektronischen Hilfsmittel viel weniger schädlich sind als ihre Tabakzigarette.
  • Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass E-Zigaretten Kindern und Nichtraucher:innen als Einstieg zum Rauchen dienen.

E-Zigarette beim Rauchstopp doppelt so erfolgreich wie Nikotinersatzprodukte

Diese Erkenntnis geht auf eine klinische Untersuchung von Hajek et. al. 2019 mit 886 Studienteilnehmer:innen zurück. Sie erhielten dabei nach dem Zufallsprinzip entweder Nikotinersatzprodukte ihrer Wahl, einschließlich Produktkombinationen, die für bis zu drei Monate bereitgestellt wurden. Oder sie bekamen eine Starterpackung für E-Zigaretten (eine nachfüllbare E-Zigarette der zweiten Generation) mit einer Flasche Nikotin-Flüssigkeit in der Konzentration 18 Milligramm pro Milliliter zur Verfügung gestellt. Ihnen wurde außerdem empfohlen, weitere E-Liquids je nach Geschmack und Stärke ihrer Wahl zu kaufen. Außerdem kam für mindestens vier Wochen eine wöchentliche Verhaltenstherapie hinzu.

Ergebnisse:

  • Die 1-Jahres-Abstinenzrate betrug in der E-Zigaretten-Gruppe 18,0, verglichen mit 9,9 Prozent in der Nikotinersatzgruppe (primäres Ergebnis). E-Zigaretten waren für die Raucherentwöhnung somit wirksamer als die Nikotinersatztherapie, vorausgesetzt beide Produkte wurden von einer Verhaltenstherapie begleitet.
  • Bezüglich der Atemwegsbeschwerden gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Bei der E-Zigaretten-Gruppe wurde sogar signifikant häufiger ein Rückgang von respiratorischen Symptomen wie Husten und Schleimproduktion beobachtet, die auf die vorherige Inhalation von Tabakrauch zurückzuführen waren (sekundäre Ergebnisse).

Cochrane Review: E-Zigarette beim Rauchstopp 70% effektiver als Nikotinersatzprodukte

Zunächst ist es hilfreich, den Begriff „Cochrane Review“ zu definieren. Cochrane Reviews sind qualitativ hochwertige und systematische Untersuchungen, die von Experten:innen durchgeführt werden und die gesamte Evidenz zu einem bestimmten Thema der Gesundheits- und Sozialversorgung analysieren. 

Bei der im Jahr 2020 veröffentlichten Cochrane Review war das Ziel, die Wirkung und die Sicherheit der Verwendung elektronischer Zigaretten zu bewerten, um rauchenden Menschen zu einer langfristigen Rauchabstinenz zu verhelfen. Insgesamt wurden dabei 50 Studien berücksichtigt. Die letzte Publikation zu diesem Thema war aus dem Jahr 2016, dort wurden lediglich 15 Studien zur Analyse herangezogen. Mit der Cochrane Review wurde der bisherige Wissensstand aktualisiert und erweitert. Insgesamt wurden die Daten von 12.430 Personen berücksichtigt.

Ergebnisse:

  • Nikotinhaltige E-Zigaretten sind bei der Unterstützung von Raucher:innen 70% wirksamer als Nikotinersatztherapien (beispielsweise Pflaster und Kaugummi).
  • Nikotinhaltige E-Zigaretten unterstützen Raucher:innen, um 70% effektiver bei der erfolgreichen Raucherentwöhnung als nikotinfreie E-Zigaretten.

Langzeitstudie: „Keine Schädigungen der Lunge durch E-Zigaretten-Nutzung“

E-Zigaretten sind im Vergleich zu Tabakzigaretten nachgewiesenermaßen weniger schädlich. Dennoch gibt es Bedenken, ob ein langfristiger Konsum Risiken für die menschliche Gesundheit darstellen kann. Italienische Forscher:innen der Universität von Catania haben deshalb in einer prospektiven Beobachtungsstudie untersucht, wie die gesundheitlichen Parameter von neun E-Zigarettenkonsumenten über einen Zeitraum von 3,5 Jahren aussahen. Als Referenzgruppe dienten zwölf Nichtraucher:innen. Zu den analysierten Parametern gehörten Blutdruck, Herzfrequenz, Körpergewicht, Lungenfunktion, Atemwegssymptome, ausgeatmetes Stickoxid, ausgeatmetes Kohlenmonoxid und hochauflösende Computertomographie der Lunge.

Ergebnisse:

  • Aufgrund der geringen Stichprobengröße haben die Wissenschaftler:innen alle einzelnen Datensätze nacheinander auf Anzeichen negativer Veränderungen überprüft. Bezüglich der verschiedenen Parameter wie Blutdruck, Herzfrequenz etc. gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Personen der E-Zigaretten-Gruppe und der, der Kontrollgruppe. Pathologische Auffälligkeiten gab es keine.
  • Trotz der geringen Stichprobengröße und des fehlenden Vergleichs mit Raucher:innen trägt die Studie zum gegenwärtigen Verständnis der Gesundheitseffekten in Zusammenhang mit der Verwendung von E-Zigaretten bei.