Achtsamkeit – Definition und Einsatz bei der Tabaksucht
Wenn wir achtsam sind, nehmen wir unsere Umwelt und unseren Körper im Hier und Jetzt wahr und lassen uns nicht durch Emotionen, Erinnerungen und Gedankengänge ablenken. Für viele unter uns ist das kein Normalzustand, denn durch einen vollgepackten Terminkalender, stressigen Arbeitsalltag und Verpflichtungen in Familie, Haushalt und Beruf sind wir oftmals nicht so achtsam, wie wir sein könnten. Das führt dazu, dass wir unsere Erlebnisse nicht intensiv und bewusst wahrnehmen. Doch dagegen können wir etwas tun, denn die Achtsamkeit lässt sich mit Achtsamkeitstrainings verbessern. Diese werden heutzutage in vielen Therapieformen genutzt, auch bei der Tabaksucht kommen sie zum Einsatz. Die Betroffenen lernen dabei ihre Aufmerksamkeit zu regulieren, ihren Körper wahrzunehmen und ihre Gefühle zu regulieren.
Achtsamkeitstrainings vs. Verhaltenstherapie – was ist der Unterschied?
In der Tabakentwöhnung wird Achtsamkeitstraining genutzt, um das Rauchverlangen aufmerksam wahrzunehmen und es zu akzeptieren. Ziel ist es, das eigene Suchtverlangen auszuhalten, ohne ihm rauchend nachzugeben. Und welchem Zweck dient die Verhaltenstherapie? Das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg erklärt, dass verhaltenstherapeutische Ansätze Raucher:innen dabei stärken „auslösende Faktoren zu vermeiden, Aufmerksamkeit vom Verlangen abzulenken, positive Gefühlszustände zu verstärken, negative Stimmungen und Stress zu reduzieren und Rauchen durch andere Aktivitäten zu ersetzen“. Achtsamkeitstraining hingegen fokussiere darauf, die Aufmerksamkeit beim aktuellen Erleben, im Falle des Rauchens beim Craving, zu belassen und eine akzeptierende Haltung dieser Empfindung gegenüber zu entwickeln.
Studienlage und Evidenz Stand 2024
Das Rauchverlangen und tatsächliche Rauchen in Folge sind miteinander gekoppelt. Achtsamkeitstraining kann diese Verbindung relativieren und abschwächen. Somit können sie Raucher:innen dabei unterstützen, mit dem Rauchen aufzuhören. Das zeigt auch eine klinische Studie, die die Wirksamkeit eines App-basierten Achtsamkeitstrainings untersuchte. Den Studienautoren zufolge könnten Personen mit einem langanhaltendem Rauchverlangen nach dem Rauchstopp in besonderem Maße von solchen Ansätzen profitieren.
Aktuelle Metaanalysen zeigen die Wirksamkeit im Hinblick auf eine nachhaltige Tabakabstinenz, so auch die Untersuchung von Oikonomou, bei der vier klinische Studien evaluiert und insgesamt 474 Patient:innen für die Analyse berücksichtigt wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass kanpp 25 Prozent der Teilnehmer:innen in der Achtsamkeitsgruppe deutlich länger als vier Monate abstinent blieben. In der anderen Gruppe, die kein Achtsamkeitstraining erhielt, lag dieser Wert hingegen bei etwas über 13 Prozent.
Fazit
Da Tabakkonsum nicht nur körperlich abhängig macht, sollte für einen erfolgreichen, langanhaltenden Rauchstopp auch immer die psychologischen Aspekte berücksichtigt werden. Hier bieten sich Achtsamkeitstrainings an, deren Effektivität wissenschaftlich bestätigt sind. Auch die medizinische Leitlinie zur Tabakentwöhnung weist darauf hin, dass diese Methode durchaus in Erwägung gezogen werden kann.
Achtsamkeitstrainings sind empfehlenswert und unterstützen Raucher:innen dabei, mit dem Rauchen langfristig aufzuhören.